November 2024, In the Loop
Die wichtigste Frage lautet, wie Trump und der Kongress das bevorstehende Auslaufen der maßgeblichen Steuersenkungen angehen werden ...
Nachdem die Republikaner die US-Präsidentschaftswahlen für sich entscheiden konnten, hat Donald Trump eine weitere Chance, viele seiner Prioritäten aus seiner ersten Amtszeit im Weißen Haus umzusetzen. Seinen Schwerpunkt dürfte er dabei auf eine restriktivere Handelspolitik legen, insbesondere durch die Anhebung von Einfuhrzöllen, sowie auf Maßnahmen für eine Lockerung der Regulierung.
Die wichtigste Frage lautet, wie Trump und der Kongress das bevorstehende Auslaufen der maßgeblichen Steuersenkungen angehen werden, die er in seiner ersten Amtszeit verabschiedet hatte.
In diesem Beitrag untersuchen wir, wie die Regierungspolitik, die Wirtschaft und die Finanzmärkte der USA durch den Wahlsieg von Donald Trump und die Herausforderungen in Bezug auf eine drohende Haushaltsklippe beeinflusst werden könnten.
Gil Fortgang - Washington Associate Analyst, U.S. Equity Division of T. Rowe Price Investment Management, Inc.
Mit einer Verlängerung des Tax Cuts and Jobs Act (TCJA), insbesondere der darin festgelegten Steuerentlastungen für Privatpersonen und Unternehmen, könnte man eine der größten nominalen Steuererhöhungen in der Geschichte der USA vermeiden. Gleichzeitig würden bei einer Verlängerung aber auch die Defizitausgaben in den nächsten zehn Jahren um schätzungsweise 4 bis 5 Billionen US-Dollar steigen.
In seinem Wahlkampf hat Trump außerdem weitere Steuerentlastungen für Privatpersonen und eine Senkung des Körperschaftssteuersatzes von 21 % auf nur noch 15 % in Aussicht gestellt – Vorhaben, die allerdings durch die politischen Realitäten deutlich aufgeweicht werden könnten.
Für die neue Trump-Regierung dürfte es (…) schwer werden, die Fortsetzung der Steuerreform von 2017 und neue Steuerentlastungen zu finanzieren, was in einigen Branchen und Sektoren politische Risiken auslösen könnte.
Für die neue Trump-Regierung dürfte es außerdem schwer werden, die Fortsetzung der Steuerreform von 2017 und neue Steuerentlastungen zu finanzieren, was in einigen Branchen und Sektoren politische Risiken auslösen könnte.
Ein Beispiel ist der Bereich saubere Energien. Um die Verlängerung der Steuersenkungen zu finanzieren, könnte Trump Änderungen des von Biden verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA) in Betracht ziehen.
In seinem Wahlkampf hat Trump bereits angedeutet, dass die Steuergutschriften des IRA für Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien aufgehoben oder angepasst werden könnten.
Zudem könnten weitere Vorschläge zur Senkung der Bundesausgaben in den Raum gestellt werden, die die betroffenen Sektoren möglicherweise einem Schlagzeilenrisiko unterwerfen. Die Bandbreite der möglichen Szenarien dürfte sehr groß sein. Unabhängig davon, wie ein Steuerdeal am Ende des Tages konkret aussehen wird, dürften damit beträchtliche Defizitausgaben verbunden sein.
In die Debatten um den Bundeshaushalt dürften außerdem die Einnahmen einfließen, die die Trump-Regierung durch höhere Handelszölle vereinnahmen könnte.
Trump hat wiederholt Einfuhrsteuern von 10 % auf alle Importe aus dem Ausland (und von bis zu 60 % auf Einfuhren aus China) ins Gespräch gebracht. Unabhängig davon, wie hoch solche Zölle letztlich ausfallen werden, lassen Trumps Äußerungen darauf schließen, dass er in Sachen Handelspolitik eine aggressive Haltung einnehmen wird – nicht nur gegenüber China.
Eine solche Handelspolitik könnte die Voraussetzung dafür schaffen, anderen Ländern Zugeständnisse abzutrotzen – sei es auf Handelsebene oder zur Erreichung anderer politischer Ziele, beispielsweise, um Druck auf die europäischen Verbündeten auszuüben, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen.
Allerdings dürften die betroffenen Länder auf die Einführung einseitiger Zölle mit entsprechenden Gegenmaßnahmen reagieren.
Anleger sollten damit rechnen, dass die neue Trump-Regierung versuchen wird, die Regulierung auf Bundesebene zurückzufahren, insbesondere die regulatorischen Belastungen für die Öl- und Gasindustrie und den Finanzsektor.
Blerina Uruçi - Chief U.S. Economist, T. Rowe Price Associates, Inc.
Der neue US-Präsident übernimmt eine robust wachsende Wirtschaft. Die Inflation liegt zwar nach wie vor über dem 2 %-Ziel der Fed, jedoch deutlich unter den Höchstständen von 2022. Das US-Haushaltsdefizit ist indessen auf ein hohes Niveau gestiegen und dürfte bis Ende 2024 auf 7 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) klettern1 – das höchste Niveau, das jemals in Friedenszeiten und außerhalb einer Rezession erreicht wurde. Obwohl die Kosten für den Schuldendienst mittlerweile mehr als 2 % des BIP pro Jahr ausmachen, gab es im Wahlkampf keinerlei Anzeichen dafür, dass der Senkung des Defizits Priorität eingeräumt wird.
Eine Verbesserung der Situation ist daher unwahrscheinlich.
In Sachen Wirtschaftswachstum sind alle Augen darauf gerichtet, wie es mit dem TCJA weitergeht. Zwar würde die Wirtschaft davon profitieren, wenn die auslaufenden Bestimmungen verlängert werden. Unter dem Strich aber könnten die positiven Effekte dadurch neutralisiert werden, dass Teile des IRA geändert werden, um die Verlängerung zu finanzieren. Zusätzliche Steuersenkungen für Unternehmen dürften zwar schwerlich durchzusetzen sein, würden das Wirtschaftswachstum jedoch fördern.
Positive Wachstumseffekte könnten allerdings durch die Unsicherheit in Sachen Handelszölle wieder aufgezehrt werden.
Mit Blick auf die Inflation könnte die Erhöhung bestehender und/oder die Einführung zusätzlicher Einfuhrzölle einen vorübergehenden Preisschock auslösen, dessen Ausmaß davon abhängt, ob die Unternehmen in der Lage wären, die höheren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, was schwer vorherzusagen ist. Ein weiterer Aspekt, den Anleger genau im Auge behalten sollten, ist das Versprechen Trumps, die Einwanderungspolitik zu verschärfen.
Eine solche Verschärfung könnte einen negativen Schock für das Angebot an Arbeitskräften auslösen, der die US-Arbeitsmärkte verknappt. Ein solches Szenario würde die Preisentwicklung vermutlich nachhaltiger beeinflussen als die Einführung höherer Einfuhrzölle.
7% des US-BIP wird das Haushaltsdefizit des Bundes bis Ende 2024 voraussichtlich betragen.1
Tim Murray, CFA - Capital Markets Strategist, Multi-Asset Division of T. Rowe Price Associates, Inc.
Nachdem die US-Präsidentschaftswahlen nun entschieden sind, versiegt eine wichtige Quelle der Unsicherheit für die Märkte und die Wirtschaft, wodurch die Risikobereitschaft der Anleger wieder steigen dürfte.
... US-Small-Caps könnten von einem Trump-Wahlsieg profitieren ...
An den US-Aktienmärkten könnten Small-Caps von Trumps Wahlsieg profitieren - insbesondere von einer Lockerung der Regulierung und einer weniger restriktiven Haltung der Regierung. Im Vorfeld der Wahlen hatten sich kleinere Unternehmen weitgehend zurückhaltend gezeigt. Nun, da wieder mehr Klarheit über den künftigen politischen Kurs herrscht, könnten sie sich veranlasst sehen, ihre Lagerbestände wieder aufzustocken und ihre Geschäftsausgaben zu erhöhen.
Für zusätzlichen Rückenwind könnten potenzielle weitere Steuersenkungen für Unternehmen und eine geldpolitische Lockerung durch die Fed sorgen.
Auf Branchenebene ergibt sich für den Energiesektor ein gemischtes Bild. Während Öl- und Gasunternehmen von einem freundlicheren regulatorischen Umfeld profitieren dürften, könnten Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien unter Druck geraten, wenn das IRA-Gesetz teilweise zurückgenommen wird. Indes könnten Finanztitel von der Hoffnung profitieren, dass die Trump-Regierung in Sachen Regulierung und Aufsicht einen lockeren Ansatz verfolgt.
Welche Auswirkungen Trumps Handels- und Wie sich eine strengere Einwanderungspolitik auf die Inflationsentwicklung auswirken könnte, muss man mittelfristig beobachten.
Höhere Inflationserwartungen treiben tendenziell die Anleiherenditen nach oben, während sie die Bewertungen, die Aktienanleger bereit sind, für künftige Cashflows zu zahlen, belasten. Zudem könnten Handelsspannungen in den betroffenen Branchen und Märkten für Unruhe sorgen.
Unabhängig davon, welche Einigung über die auslaufenden Steuersenkungen des TCJA erzielt wird, könnte die Volatilität bei den Auktionen von US-Staatsanleihen zunehmen, wenn das Angebot in bestimmten Laufzeitsegmenten die Nachfrage übersteigt.
Mit Blick auf den US-Dollar sind die Aussichten ungewiss. Obwohl Trump eine schwächere Währung offenbar begrüßen würde, könnten einige der von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen, darunter die Erhöhung der Einfuhrzölle, auf den US-Dollar Aufwärtsdruck ausüben. Allerdings werden auch andere Faktoren eine Rolle spielen, etwa die geldpolitische Lockerung der Fed und die Wirtschaftsleistung der USA im Vergleich zu anderen globalen Volkswirtschaften.
Insgesamt wäre es zum jetzigen Zeitpunkt zu früh, vorherzusagen, in welche Richtung der US-Dollar gehen wird. An seinem Status als Weltreservewährung wird sich jedoch kaum etwas ändern.
Nun, da der Ausgang der US-Wahlen feststeht, sollte die erhebliche Unsicherheit an den Märkten versiegen. Die Märkte werden jedoch weiterhin genau im Auge behalten, ob und wie Wahlkampfversprechen tatsächlich auch umgesetzt werden.
1 Quelle: Haushaltsamt des US-Kongresses.
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