März 2021 / INVESTMENT INSIGHTS
EM-Anleihen dürften von einer steigenden Gesamtinflation profitieren
Was bedeuten höhere Ölpreise für die Assetklasse?
Auf den Punkt gebracht:
- Wir gehen davon aus, dass die ölexportierenden Schwellenländer (EM) von einem niedrigeren öffentlichen Finanzierungsbedarf und einer besseren Leistungsbilanz profitieren werden.
- Auch wenn die Gesamtinflation anziehen sollte, dürften die meisten Zentralbanken an ihrem geldpolitischen Kurs festhalten.
- EM-Währungen notieren auf attraktiven Niveaus und werden durch Zinsvorteile gestützt.
Im Fokus der Finanzmärkte steht derzeit vor allem der steigende Ölpreis. In unseren letzten Sitzungen zur Anlagepolitik haben wir eingehend analysiert, welche Folgen höhere Ölnotierungen für die Inflation, die Schwellenländer und insbesondere deren Währungen zu erwarten sind.
Welche Länder profitieren von höheren Ölpreisen?
Die Aussicht auf eine globale Konjunkturerholung und die Drosselung der Fördermengen haben den Ölpreis auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr steigen lassen, was den staatseigenen Energieproduzenten und -exportunternehmen der Schwellenländer in zweierlei Hinsicht zugutekommen dürfte. Denn dadurch sollte der Finanzierungsbedarf der öffentlichen Haushalte sinken und sich die Leistungsbilanz verbessern.
„Wir sollten davon ausgehen, dass die Steuer- und Exporteinnahmen der großen ölexportierenden Schwellenländer im Zuge der anhaltend höheren Ölpreise steigen werden“, erklärt Andrew Keirle, Portfolioverwalter und Mitglied des Global Fixed Income Investment-Teams.
Wir gehen davon aus, dass die steigenden Ölpreise im Investment-Grade-Bereich vor allem die öffentlichen Haushalte in Saudi-Arabien, Katar und Russland entlasten wird. Im Sub-Investment-Grade-Segment dürfte das insbesondere in Angola und Ecuador der Fall sein. In Nigeria könnte der öffentliche Finanzierungsbedarf 2021 hingegen steigen, da die Anleihen des Landes längere Laufzeiten aufweisen und das Land weiterhin strukturelle Schwächen bei der Beitreibung von Einnahmen hat.
Im Außenhandel dürfte sich der letztjährige Trend umkehren. „Nach dem deutlichen Preisverfall im letzten Jahr sollten steigende Ölnotierungen dazu beitragen, dass sich die Leistungsbilanz der Ölexportländer verbessert“, erläuterte Keirle. Davon dürften Länder wie Israel, Russland, Kolumbien und Mexiko profitieren, glaubt er.
Was bedeuten höhere Ölpreise für die Inflation?
Die anziehenden Ölpreise dürften in den nächsten Monaten dafür sorgen, dass die Gesamtinflation in den Schwellenländern etwas zulegt. Indes ist ein Anstieg der Kerninflation, also der Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, unwahrscheinlich, da es noch eine Weile dauern wird, bis sich die Produktionslücken schließen und die Wirtschaftsleistung normalisiert.
„Eine höhere Gesamtinflation könnte an den Finanzmärkten eine Debatte darüber entfachen, ob die Zentralbanken der Schwellenländer die Zinsen anheben müssen“, glaubt Keirle. „Während dies in einzelnen Fällen durchaus denkbar ist, dürften die Zentralbanken der Schwellenländer auf absehbare Zeit insgesamt kaum größere Zinsschritte vornehmen, solange bei der Inflation keine Zweitrundeneffekte in Sicht sind.“
Insgesamt gehen wir für 2021 davon aus, dass viele Zentralbanken in den Schwellenländern ihre Geldpolitik unverändert beibehalten, auch wenn ein paar wenige von ihnen erste Maßnahmen ergreifen könnten. Eine Ausnahme ist Brasilien, wo die Notenbank die Zinsen anheben dürfte, um auf den Inflationsdruck zu reagieren. Dies käme dem brasilianischen Real zugute, der unserer Ansicht nach immer noch unterbewertet ist.
Auch die Zentralbank der Tschechischen Republik könnte 2021 die Zinsen anheben, da die Kerninflation konstant über dem Zielwert liegt. „In Mittel- und Osteuropa sind wir in der tschechischen Krone long positioniert, da wir eine relativ zügige Normalisierung der Geldpolitik des Landes erwarten“, so Keirle.
Die Inflation dürfte nicht nur in den Schwellenländern anziehen
Auch in den Industrieländern wird ein Anstieg der Inflation erwartet, da die Ölpreise ausgehend von niedrigem Niveau anziehen und die Konsumausgaben wieder steigen dürften. In Kombination mit einer erwarteten Wachstumserholung im weiteren Jahresverlauf dürften in der Folge die Renditen für Kern-Staatsanleihen zulegen und die Zinskurven steiler werden – eine Entwicklung, die wir bereits seit ein paar Monaten beobachten.
„Die US-Notenbank (Fed) hat sich entschieden expansiv gezeigt und versprochen, die Zinsen für längere Zeit niedrig zu halten und eine potenziell höhere Inflation zu tolerieren“, führte Keirle aus. „Vor diesem Hintergrund dürften Schwellenmarktwährungen weiter von hohen Renditedifferenzen profitieren, auch wenn der Zinstrend in den Industrieländern wieder nach oben zeigt“.
Zudem sind die Schwellenmarktwährungen unseres Erachtens attraktiv bewertet. „Auch wenn die Dollarabwertung zuletzt eine Pause eingelegt hat, sind die langfristigen Treiber für eine schwächere US-Währung unseres Erachtens weiterhin intakt, was Schwellenmarktwährungen beflügeln könnte“, so Keirle.
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