Mai 2024 / VIDEO
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus Ihren jüngsten Unternehmensbesuchen?
Nach Gesprächen mit mehr als 50 verschiedenen Technologieunternehmen teilt Dom Rizzo seine drei wichtigsten Schlussfolgerungen mit.
Nach Gesprächen mit mehr als 50 verschiedenen Technologieunternehmen in den USA, Asien und Europa teilt Portfoliomanager Dom Rizzo seine drei wichtigsten Schlussfolgerungen mit.
Transkript
Ich bin in den letzten drei Wochen durch ganz Asien, Korea, Taiwan und Japan sowie durch Kalifornien und Deutschland gereist und habe dabei über 50 verschiedene Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette getroffen. Aus dieser Reise habe ich vier zentrale Erkenntnisse mitgenommen.
Nummer eins: Die Investitionen in Grafikprozessoren (GPUs) und die Vorbereitung für den GPU-Ausbau laufen weiterhin auf Hochtouren. Nach Ansicht von AMD wird der Markt für KI-Chips von 45 Mrd. USD im Jahr 2023 auf 400 Mrd. USD im Jahr 2027 wachsen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 70%. Wenn man all die Zulieferunternehmen trifft, wie wir es gerade getan haben, wird schnell klar: Sie bereiten sich auf ein robustes Wachstum vor. Und wenn ich es mir recht überlege, klingen 450 Mrd. USD Marktvolumen im Kontext der gesamten globalen Halbleiterindustrie doch nicht so überzogen. In diesem Jahr wird der globale Halbleiterumsatz die Marke von rund 500 Mrd. USD erreichen – und ich rechne mit 1 Bio. USD innerhalb der nächsten zehn Jahre. 450 Mrd. USD von dieser Billion an Investitionen in KI-Chips macht für mich absolut Sinn.
Die zweite Sache, die wir gelernt haben, ist, dass die aktuelle Konstellation bei Speichern die beste sein dürfte, die ich je in meiner Karriere gesehen habe. Speicher und Halbleiter sind Allerweltsprodukte. Was bedeutet das? Es bedeutet nicht, dass sie leicht herzustellen sind. Vielmehr gibt es in der ganzen Welt kaum etwas, das schwieriger herzustellen wäre. Aber man kann die Hersteller austauschen, ohne dass dies Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit hätte – ähnlich wie bei einem Barrel Öl, das aus Saudi-Arabien oder den USA kommt. Speicherchips aus Korea und den USA haben relativ ähnliche Eigenschaften. Nach COVID-19 waren wir im Speichermarkt unterinvestiert, aufgrund der Schwäche unter anderem bei PCs, Smartphones und Telekommunikation. Jetzt stehen wir aber vor einem unterinvestierten Liefermarkt mit einem Angebotsüberschuss und einer steigenden Nachfrage im Zuge des KI-Trends. Ein KI-Server hat einen sechsmal höheren Speicherbedarf als ein traditioneller Server für DRAM-Speicherchips, sodass sich von nun an mit einem starken Marktumfeld für Speicher rechne.
Die dritte Erkenntnis ist, dass dem japanischen Halbleitermarkt wohl ein eindrucksvolles Comeback bevorsteht. Warum macht es Sinn, Halbleiter in Japan zu produzieren? Grund eins: Es gibt in dem Land sehr viele Halbleiter-Talente. Wir finden hier großartige Unternehmen, die inzwischen in der gesamten Branche ein starkes Ökosystem aufgebaut haben. Grund zwei: das relativ reibungslose Reisen in Asien. So ist es erheblich einfacher, nach Japan zu gehen als beispielsweise bis in die USA. Grund drei: die in geopolitischer Hinsicht gesicherte Versorgung. Wir haben während der Pandemie gelernt, wie wichtig eine geopolitisch sichere Versorgung ist. Und nun lernen wir durch KI dasselbe noch einmal. Angesichts all dessen glaube ich daher an ein bevorstehendes Comeback des japanischen Halbleitermarktes.
Und schließlich sehe ich noch den Halbleitermarkt in China gerade massiv in ältere, analoge Halbleiter für die Automobilbranche und weitere Industrien investieren. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Halbleiterbranche aktuell wahrscheinlich etwas zu viel Angebot abbekommt. Wir werden daher genau beobachten, wie die etablierten Unternehmen auf dieses zusätzliche Angebot reagieren – denn: Die Dynamik von Angebot und Nachfrage ist das Wichtigste, auf das man beim Navigieren durch einen Halbleiterzyklus achten muss. Dies wiederum führt uns zu der Überzeugung, dass das digitale Halbleiter-Ökosystem mit KI attraktiver ist als das heutige analoge System. Letzteres ist mehr mit der Automobil- und Industriewelt verbunden, von den potenziellen Lieferkettenproblemen, die hier unter der Oberfläche brodeln, ganz zu schweigen.
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Dominic Rizzo ist der Portfoliomanager der Global Technology Equity Strategy. Er ist Vizepräsident der T. Rowe Price Group, Inc. und der T. Rowe Price International Ltd.