Impact-Credit zielt darauf ab, dass Rendite- und Nachhaltigkeitsziele Hand in Hand gehen

Bei Impact-Investments stehen verständlicherweise meist große Themen im Fokus, beispielsweise der Klimawandel oder die soziale Eingliederung. Doch darf man nicht aus den Augen verlieren, dass attraktive Anlagerenditen ebenso wichtig sind.

Impact-Investing verfolgt ein duales Mandat. Dabei basieren die Investitionsentscheidungen auf dem Potenzial der Anlage, einen messbaren positiven Beitrag zum ökologischen oder sozialen Wandel zu leisten, in gleichem Maße aber auch auf der Ermittlung ihres Renditepotenzials (durch traditionelle Fundamentalanalysen der einzelnen Faktoren wie Wettbewerbsvorteil, Bilanzstärke, Cashflow-Generierung, Gewinnspannen und Qualität des Managements).

Die weit verbreitete Meinung, dass Impact- und umfassendere ESG-Investments das Spektrum an Anlagechancen einschränken würde, ist falsch. Während ein Positive-Impact-Screening einige sektorale Verzerrungen mit sich bringen kann, bietet das Impact-Universum enormen Spielraum, um durch eine aktive Auswahl der Unternehmen und der Anleihen Wertpotenziale zu erschließen. Zudem bietet das Universum viele Möglichkeiten in idiosynkratischen Segmenten wie etwa Schwellenländeranleihen, die allgemein komplexer sind, aber attraktive Renditepotenziale aufweisen und bei Impact-Investments eine wesentliche Rolle spielen.

Zu den Sektoren, die von Natur aus einen stärkeren Impact haben, zählen oft diejenigen, die an der Spitze des notwendigen nachhaltigen wirtschaftlichen oder sozialen Wandels stehen, wodurch sich ihre langfristigen finanziellen Aussichten verbessern.

Erneuerbare Energien, Immobilien und gemeinnützige Gesundheitseinrichtungen sind drei Sektoren, in denen Unternehmen mit attraktiven Renditepotenzialen und überzeugenden positiven Auswirkungen zu finden sind.

Erneuerbare Energien

Der Stromversorgungssektor zeichnet sich typischerweise durch gut sichtbare, beständige Finanzerträge aus und bietet damit ein attraktives Merkmal für Credit-Anleger. Allerdings befindet sich der Sektor gerade inmitten eines tiefgreifenden Wandels, der das Umfeld für Anleger zunehmend idiosynkratisch werden lässt.

Die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien bedeutet, dass das Betriebs- und Ausführungsrisiko in den kommenden Jahren zu einem entscheidenden Faktor wird. Auch wenn der Grund für den Wandel in der Bekämpfung des Klimawandels liegt, hat sich zuletzt gezeigt, dass jene Unternehmen, die proaktiv handeln und ihre Strategie gut umsetzen, von den Veränderungen potenziell profitieren.

Angesichts der stetig wachsenden Nachfrage, der zunehmenden Klimarisiken, der häufigeren Waldbrände und der Notwendigkeit einer höheren Effizienz in einer Welt, in der der Druck durch die Lebenshaltungskosten zunimmt, wird es außerdem darauf ankommen, die Stromnetze besser, robuster und zuverlässiger zu machen.

In einem Umfeld mit höheren Zinsen und Inflationsraten sowie anfälligen Lieferketten und schwankenden Beschaffungskosten wird dieser Prozess ein hohes Kapitalvolumen erfordern.

Auch wenn dafür staatliche Unterstützung, insbesondere in Form der Steuermodelle im Rahmen des US-Inflationsbekämpfungsgesetzes von 2022, verfügbar gemacht wird, wird es nicht einfach sein, diese ohne Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit zu gewähren. In diesem Umfeld sind vor allem jene Unternehmen gut positioniert, die ein starkes Management und eine solide Erfolgsbilanz in Sachen operative Ausführung und Projektabschlüsse vorweisen können.

Gleichzeitig profitiert dieser Sektor potenziell erheblich vom langfristigen Nachfragewachstum durch neue Kunden – namentlich in den Bereichen Rechenzentren, technologiebezogene Fertigung und Elektrifizierung von Fahrzeugen.

Immobilien

Im Gegensatz zu den Versorgungsdiensten ist der Immobiliensektor stärker von allgemeinen Wirtschaftsfaktoren abhängig. Dies bietet die Möglichkeit, einen eher konträren Ansatz zu verfolgen und sich zudem strukturelle Wirtschaftstrends zunutze zu machen.

Aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber wirtschaftlichen Einflüssen sind Unternehmensanleihen von Immobiliengesellschaften mitunter stärkeren Schwankungen unterworfen als der Gesamtmarkt. Dies kann dazu führen, dass die Bewertungen übermäßig sinken. So sind viele Immobilien-Unternehmensanleihen im geldpolitischen Straffungszyklus 2023 unter ihren Nennwert (den Preis, den der Emittent bei Fälligkeit für die Anleihe zahlen wird) gesunken.

Umgekehrt dürften Immobilienanlagen von einer geldpolitischen Lockerung profitieren. Es ist allerdings schwer, makroökonomische Zyklen treffsicher vorherzusagen. Zuverlässiger funktioniert unserer Meinung nach eine sorgfältige Auswahl derjenigen Unternehmen, die langfristig gut aufgestellt sind. Wichtig sind dabei vor allem solide Finanzdaten, also eine gesunde Bilanz und Liquidität, sowie Faktoren wie die Höhe der Verschuldung im Verhältnis zum Wert des Immobilienvermögens, die Qualität des Managements, der Vermögenswerte und der Mieter sowie die Vermietungsquoten.

Noch interessanter ist, dass Teile des Sektors von positiven langfristigen Trends profitieren können, darunter die steigende Nachfrage nach Rechenzentren und Lagerflächen, die durch das Wachstum des Online-Einzelhandels und der Logistik angetrieben wird, sowie die Nachfrage nach Immobilien in Städten, in denen sich Wachstumsbranchen wie Biowissenschaften und Technologie verstärkt ansiedeln.

Gemeinnützige Gesundheitsversorgung

Die Impact-Argumente für gemeinnützige Kinderkrankenhäuser und Gesundheitszentren liegen auf der Hand: die medizinische Versorgung von Kindern und die Forschung in der Pädiatrie. Weniger offensichtlich sind die eher traditionellen Renditepotenziale in diesem Bereich. Auch wenn diese Unternehmen in der Regel keine hohen finanziellen Renditen erwirtschaften, sind sie doch auf die Anleihenmärkte als Finanzierungsquelle angewiesen. Als Gegenleistung bieten sie für Anleger stabile, defensive Einnahmenströme.

Nach der Coronapandemie verzeichnen die Krankenhäuser einen Anstieg des Patientenaufkommens und eine Verringerung des Drucks auf das Arbeitskräfteangebot und damit auf die Kosten, was sich positiv auf die finanzielle Performance der Einrichtungen auswirkt.

Die Einrichtungen werden zudem oft gut geführt und finanziell von staatlichen Stellen und wohlhabenden philanthropischen Stiftungen unterstützt. Sie verfügen in der Regel über solide Bilanzen mit beträchtlichen Barpolstern, die sowohl die kurzfristigen Verbindlichkeiten als auch die Betriebskosten über mehrere Monate oder sogar bis zu einem Jahr abdecken.

In diesem Sektor werden üblicherweise längerfristige Anleihen emittiert, die nicht nur solide Kuponerträge bieten, sondern auch ein allwettertaugliches, stark defensives Element für ein Anleiheportfolio darstellen können.

Fundamentalresearch und Impact-Potenzial auf Augenhöhe

Kapitalallokation ist ein wirksames und dringend erforderliches Instrument, um einen positiven Impact auf Umwelt und Gesellschaft zu erzielen. Allerdings muss dieser Prozess auf die richtige Weise geschehen. Research- und Investitionsentscheidungen müssen auf soliden Fundamentalanalysen und dem Streben nach attraktiven Anlageergebnissen beruhen. Dabei muss das Kapital mit dem Ziel verbunden werden, mit der Zeit einen positiven Wandel voranzutreiben.

Wie diese Branchenbeispiele zeigen, bieten sich Anlegern zahlreiche Möglichkeiten, um Impact-Ziele mit soliden, „traditionellen“ Anlagezielen zu verbinden.