November 2023 / INVESTMENT INSIGHTS
Blue Bonds: Eine wachsende Finanzierungsquelle für nachhaltige Investitionen
Blue Bonds finanzieren ozeanfreundliche Projekte oder Projekte für sauberes Wasser zur Unterstützung der blauen Wirtschaft
Auf den Punkt gebracht
- Viele Wasserressourcen benötigen dringend Investitionen. Der Grund: Sie werden durch verschiedene Faktoren belastet und ihr Management ist extrem unterfinanziert.
- Blaue Finanzierungsinstrumente könnten Projekte regions-, sektor- und anlageklassenübergreifend unterstützen und dabei auch Möglichkeiten zur Diversifizierung auf Anleiheebene bieten.
- Blaue Anleihen oder „Blue Bonds“ dienen ausschließlich der Finanzierung oder Refinanzierung ozeanfreundlicher und anderer wasserbezogener Projekte
Der Emissionsmarkt für nachhaltige Anleihen ist in den letzten zehn Jahren explodiert, da immer mehr Anleger nach Renditen streben, die in Verbindung mit Nachhaltigkeitsbemühungen stehen. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, da die Herausforderungen des Klimawandels zunehmen und die Auswirkungen immer zerstörerischer werden. Viele Regierungen haben darauf reagiert, indem sie immer mehr Kapital für Nachhaltigkeitsprojekte bereitstellen.
Die zunehmende Schädigung der Binnengewässer und der Ökosysteme der Ozeane macht Lösungen dringend erforderlich. Blue Bonds entwickeln sich zu einem innovativen Instrument für die Finanzierung von Meeresprojekten sowie für das Management von Wasserressourcen. Blaue Finanzierungen sind ein noch junges Segment von Sustainable Finance, das bei Anlegern und Emittenten gleichermaßen auf wachsendes Interesse stößt. Als Teilbereich der grünen Finanzierung liefern blaue Anleihen und Kredite Mittel für Ozeanprojekte und Projekte zum Wasserressourcen-Management, während grüne Anleihen zur Finanzierung eines breiteren Spektrums von Umweltprojekten verwendet werden.
Zum Verständnis, wie viel der Niedergang der Ozeane in wirtschaftlicher Hinsicht kostet: Laut Schätzungen der Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP FI) tragen von den Ozeanen abhängige Branchen 2,5 Billionen US-Dollar zur Weltwirtschaft bei und finanzieren über 30 Millionen Arbeitsplätze. Außerdem sind unsere Meere eine wichtige Eiweißquelle für mehr als drei Milliarden Menschen und ihre Ökosysteme tragen erheblich zum Klimaschutz bei.
.Etwa zwei Milliarden Menschen haben keinen verlässlichen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wasserknappheit verschärft die Herausforderungen der Landwirtschaft und behindert humanitäre Bemühungen. Die Ozeane produzieren indes Sauerstoff, nehmen den Großteil der überschüssigen Wärme aus den durch menschliche Aktivitäten verursachten CO2-Emissionen auf und speisen wichtige Ökosysteme. Gleichzeitig sind sie jedoch zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt, allen voran dem Klimawandel, der Verschmutzung und Überfischung sowie der Schädigung maritimer Lebensräume.
Der nachhaltige Anleihemarkt
(Abb. 1) Die Hauptarten von Nachhaltigkeitsanleihen
Blue Bonds als Teilbereich von Sustainable Finance
Der nachhaltige Anleihemarkt umfasst grüne, blaue, soziale, Nachhaltigkeits- und nachhaltigkeitsgebundene Anleihen. Dieser Markt ist in den letzten Jahren rasant gewachsen, sowohl in puncto Größe – angesichts eines jährlichen Volumens von mittlerweile mehr als 1 Billion US-Dollar – als auch hinsichtlich der Breite der Impact-Themen. Dennoch ist er im Vergleich zu den traditionellen Anleihemärkten nach wie vor relativ klein. Laut den Vereinten Nationen (UN) sind nachhaltige Projekte zudem unterfinanziert. Es sind hier Schätzungen zufolge jährliche Investitionen von 5 bis 7 Milliarden US-Dollar erforderlich, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zu erreichen. Dies unterstreicht, wie dringend notwendig zusätzliche Investitionen sind.
Blue Bonds könnten das Wachstum des nachhaltigen Anleihemarktes beschleunigen, während der Kapitalfluss zur Schließung dieser Finanzierungslücke erleichtert wird. Darüber hinaus können die neuen Branchenrichtlinien Anlegern dabei helfen, Kapital gezielt Projekten zuzuführen, die an den SDGs ausgerichtet sind. Asset Manager wiederum ermöglichen es Anlegern, in größerem Maßstab zu investieren. In dieser „Enabler“-Rolle können sie als Katalysator für positive Veränderungen in der nachhaltigen Entwicklung und Erhaltung der begrenzten gemeinsamen Wasserressourcen wirken.
Rahmenwerke für nachhaltige Projekte
Alle Mitgliedsstaaten der UN verabschiedeten 2015 die 17 SDGs, in denen konkrete Ziele bis zum Jahr 2030 festgelegt sind. Die SDGs liefern eine globale Blaupause, um eine nachhaltige Zukunft für alle zu erreichen. Obwohl bisher kaum Fortschritte in dieser Richtung erzielt wurden, hat die Emission von SDG-konformen Anlageprodukten zugenommen.
Die International Finance Corporation, eine Tochter der Weltbankgruppe, hat zudem ein Blue-Finance-Regelwerk erstellt, basierend auf den Grundsätzen und Richtlinien der International Capital Market Association für die Emission nachhaltig ausgerichteter Anleihen. Diese Richtlinien informieren Emittenten und Anleger über die Anforderungen, die erfüllt werden müssen, um das Label „Blue Bond“ zu erhalten und potenzielles „Bluewashing“ – die beabsichtigte oder unbeabsichtigte Falschdarstellung der blauen oder weiter gefassten Nachhaltigkeitsmerkmale eines Finanzprodukts und/oder der Nachhaltigkeitszusagen und/oder Nachhaltigkeitserfolge eines Emittenten – zu vermeiden. Aktuell ist die große Mehrheit der nachhaltig gelabelten Anleihen auf diese Richtlinien abgestimmt. Blaue Anleihen und Kredite werden nur für Projekte eingerichtet, die den Schutz der Meere und den Zugang zu sauberem Wasser fördern. Über diese blauen Finanzierungsinstrumente können unter anderem staatliche, quasi-staatliche, supranationale und Unternehmensemittenten Projekte finanzieren, die an UN-SDG 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen) und SDG 14 (Leben unter Wasser) ausgerichtet sind.
Der Markt für nachhaltige Anleihen ist gewachsen
(Abb. 2) Jährliches Emissionsvolumen nachhaltiger Anleihen nach Instrumententyp
Kritische Punkte unserer Wasserressourcen
Zahlreiche Herausforderungen wie Wasserknappheit, Wasserverschmutzung und Wasserverschlechterung belasten weltweit die Wasserressourcen und bremsen das globale Wachstum.
Wasserknappheit
Die Oberfläche der Erde ist zu 70% mit Wasser bedeckt. Aufgrund des steigenden Bedarfs und einer häufig unsicheren Versorgung haben jedoch derzeit ca. zwei Milliarden Menschen keinen dauerhaften, verlässlichen und bezahlbaren Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dabei ist sauberes Wasser unverzichtbar: für die Gesundheit, die Ernährungssicherung, die Armutsreduzierung und die wirtschaftliche Stabilität.
Durch den Klimawandel ist außerdem die Wasserverfügbarkeit noch unvorhersehbarer geworden, was die Herausforderungen für die Wasserwirtschaft weltweit verschärft. Verschlimmert werden die Auswirkungen der Wasserverknappung durch Umweltverschmutzungen, die Wasserquellen verunreinigen und sie damit für viele Zwecke unbrauchbar machen. Die Verschmutzung durch Öl, die Schifffahrt, chemische und Industrieabfälle sowie durch Abschwemmungen in der Landwirtschaft zerstört die marinen Ökosysteme. Müll, vor allem aus Plastik, ist eine weitere Form von Verschmutzung. Schätzungen der Weltbank zufolge werden bis 2030 jedes Jahr 114 Milliarden US-Dollar benötigt, um das Ziel „Sauberes Wasser“ (SD6) zu erreichen.
Biologische Vielfalt
Dass sich der Zustand der biologischen Vielfalt (definiert als die Lebensformen in einem Ökosystem) massiv verschlechtert, wird unter anderen durch das rapide Artensterben unserer Zeit deutlich. Wir glauben, dass der Erhalt der biologischen Vielfalt unabdingbar ist für die langfristige soziale und wirtschaftliche Weiterentwicklung der Menschheit und dass Biodiversitätsverlust und Klimawandel zwei grundlegend miteinander verbundene Krisen sind. Die UN hat SDG 14 (Leben unter Wasser) aufgenommen, um den Sorgen über die Belastung mariner Ökosysteme Rechnung zu tragen. Bisher ist es das am schlechtesten finanzierte Nachhaltigkeitsziel.
Unsere Ozeane sind die größten natürlichen Kohlenstoffsenken der Welt, die mehr CO2 binden können als sie abgeben. Kohlenstoffsenken spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung des Klimawandels, da sie beträchtliche Mengen der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen absorbieren. Durch die Bindung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre wird der Ozean saurer und fügt damit einigen Meerestieren direkt Schaden zu.
Kritische Bereiche adressieren
Die blaue Wirtschaft umfasst Aktivitäten, die mit dem Schutz der Meere verbunden sind, und sie ist die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen für wirtschaftliches Wachstum und verbesserte Lebensgrundlagen. Blaue Anleihen können ein Instrument für Anleger sein, die zu positiveren ökologischen Ergebnissen beitragen möchten. Wie alle festverzinslichen Anlagen gehen jedoch auch Blue Bonds mit gewissen Risiken einher, darunter das Kreditrisiko und das Zinsänderungsrisiko. Außerdem sind die Börsen der Schwellenländer weniger etabliert als die der Industrieländer und bergen somit höhere Risiken.
Egal ob politische Entscheidungsträger, Regierungen, Anleger oder Privatpersonen – sie alle spielen weltweit eine wichtige Rolle in der blauen Wirtschaft. Die Finanzbranche kann ihrerseits durch innovative Lösungen wie Blue Bonds einen Teil des dringend benötigten Kapitals beschaffen, um den nachhaltigen Umgang mit unseren Meeren zu unterstützen und zu verbessern, die Bedrohungen durch den Klimawandel zu mildern und den Zugang zu sauberem Wasser zu erleichtern. Diese Projekte waren bisher chronisch unterfinanziert. Da die Dringlichkeit für die Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen wächst, nimmt auch der Bedarf an Investitionen zu. Blue Bonds sind eine noch junge Form von Schuldtiteln. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, ihre Portfolios zu diversifizieren und direkt in Emittenten und Projekte zu investieren, die eine positive, messbare Wirkung erzielen möchten.
Während über blaue Anleihen Projekte überall auf der Welt unterstützt werden können, sehen wir den größten Bedarf in den kapitalschwächsten Entwicklungsländern, und zwar über regionale und Sektorgrenzen hinweg. Nord- und Westafrika leiden an Wasserstress, in Lateinamerika hingegen liegen die Bedürfnisse vor allem bei der Aquakultur und Landwirtschaft. In Asien wiederum ist die Bedrohung durch Plastikverschmutzung groß.
Neben diesen regionalen Erwägungen erstrecken sich Projekte zum Schutz der Wasserressourcen, die über Blue Bonds finanziert werden können, auch über viele Sektoren.
Wie Blue Bonds die blaue Wirtschaft unterstützen
(Abb. 3) Geschätzte Kosten von Aktivitäten zum Schutz von Wasserressourcen nach Sektor.
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