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März 2021 / INVESTMENT INSIGHTS

Vorsicht, schwankende Zinsen!

Der Anstieg der Anleiherenditen und die Zinsschwankungen dürften sich fortsetzen.

Auf den Punkt gebracht

  • Da sich Wachstum und Inflation in den kommenden Monaten beschleunigen dürften, könnte sich die Renditekurve für Staatsanleihen weiter versteilern.
  • Die steigende Zinsvolatilität betrifft bislang nur die längeren Laufzeiten – und scheint die Risikomärkte kaum zu beeinflussen.
  • Volatile Zinsen bereiten den Zentralbanken üblicherweise Sorge, weshalb einige die Einführung einer Zinskurvensteuerung erwägen könnten, um die Schwankungen zu glätten.

 

Seit Jahresbeginn stehen vor allem die steigenden globalen Anleiherenditen und Zinsschwankungen im Fokus der Anleihemärkte. Wir haben in unseren letzten Teambesprechungen diskutiert, ob sich diese Trends fortsetzen und welche Folgen wir für die Anleihemärkte und die Geldpolitik erwarten.

Renditekurven könnten sich weiter versteilern

Die Renditekurven für Staatsanleihen haben sich seit Jahresbeginn deutlich versteilert, und es besteht Spielraum, dass dieser Trend anhält. „Wichtig ist, was in den nächsten Quartalen passiert. Beispielsweise, ob sich das Wirtschaftswachstum stark beschleunigt und die Inflation anzieht. Denn diese Entwicklungen dürften die wichtigen Zentralbanken, darunter die Federal Reserve, genau im Blick haben“, erläutert Quentin Fitzsimmons, Portfoliomanager und Mitglied des Fixed Income Global Investment-Teams. „Die Dynamik lässt erwarten, dass sich die Kurve weiter versteilert“, glaubt er. 

Wichtig ist, was in den nächsten Quartalen passiert. Beispielsweise, ob sich das Wirtschaftswachstum stark beschleunigt und die Inflation anzieht.

- Quentin Fitzsimmons, Portfoliomanager

Tatsächlich deutet eine Analyse früherer Zyklen, in denen sich die Renditekurve versteilert hat, darauf hin, dass etwa die Hälfte der Versteilerung seit Beginn der Zinssteigerungen stattgefunden hat. Daher glauben wir, dass die Kurve noch steiler werden dürfte. Wichtig ist zudem, dass eine tendenzielle Versteilung der Kurve nicht nur die USA betrifft, sondern voraussichtlich auch andere Industrieländer. Das gilt vor allem für britische Gilts, bei denen wir wegen der schnellen Impffortschritte und der ultralockeren Geldpolitik eine anhaltend starke Versteilung erwarten.

In diesem Umfeld lassen sich unseres Erachtens Abwärtsrisiken in einem Festzinsportfolio durch die Ausrichtung auf eine steilere Renditekurve und eine anziehende Inflation reduzieren.

An den Risikomärkten ist die höhere Zinsvolatilität noch nicht spürbar

Während Staatsanleihen der Industrieländer seit Jahresbeginn massiv abverkauft wurden, haben sich Risikoassets, darunter Unternehmensanleihen und Aktien, recht gut entwickelt. „Interessant ist, dass sich die höhere Volatilität bislang auf die Zinsmärkte beschränkt – was sich allerdings ändern könnte“, erläutert Fitzsimmons. Er weist darauf hin, dass die Zinsvolatilität irgendwann auch Folgen für Unternehmensanleihen haben dürfte, insbesondere im Investment-Grade-Bereich. Grund dafür sind die engen Spreads und die Durationskomponente dieser Papiere, die von der Entwicklung der betreffenden risikofreien Zinssätze beeinflusst wird.

Die Zinsvolatilität betrifft allerdings nicht alle Segmente der Renditekurve gleichermaßen. „Die größten Kursschwankungen beobachten wir in den langen Laufzeiten, da die Anleger dafür mittlerweile eine höhere Prämie ansetzen. Grund dafür ist die Sorge um eine steigende Inflation und Bedenken in Bezug auf die angebotsseitigen Risiken“, erläutert Fitzsimmons: „Wir dürfen nicht vergessen, dass die massiven Fiskalhilfen des vergangenen Jahres letztlich finanziert werden müssen – und das lässt bei Staatsanleihen ein steigendes Emissionsvolumen erwarten.“

Es besteht das Risiko, dass die abwartende Haltung der Fed nach hinten losgeht und die Märkte austesten, wie entschlossen die Währungshüter wirklich sind.

- Quentin Fitzsimmons, Portfoliomanager

Zwar ist es gelungen, die Volatilität am kurzen Ende der Kurve unter anderem durch die expansive Geldpolitik weitgehend in Schach zu halten. Doch auch das könnte sich ändern: „Es  besteht das Risiko, dass die abwartende Haltung der Fed nach hinten losgeht und die Märkte austesten, wie entschlossen die Währungshüter wirklich sind – was auch bei kurzlaufenden Anleihen eine vorübergehende Korrektur auslösen könnte“, warnt Fitzsimmons.

Ist eine Kontrolle der Zinskurve zu erwarten? 

Ein Anstieg der Staatsanleiherenditen sollte die Zentralbanken für sich genommen nicht beunruhigen. Wohl aber das Tempo und die Volatilität des Anstiegs. Mehrere Zentralbanken haben bereits Unbehagen geäußert, sodass einige dem Beispiel der Bank of Japan (BoJ) und der Reserve Bank of Australia (RBA) folgen könnten und eine Steuerung der Zinskurve erwägen, um die Schwankungen zu glätten. „Die Zentralbanken werden prüfen, welche Vorteile eine Zinskurvenkontrolle bietet“, glaubt der Portfoliomanager. 

Wenn auch andere Zentralbanken auf eine Steuerung der Zinskurve übergehen, könnten sie dem Ansatz der BoJ folgen und auf bestimmte Laufzeitsegmente abzielen. Am Beispiel der BoJ sieht man, dass die Zentralbank den Aufkauf von Anleihen zurückgefahren hat, da sie nicht länger verpflichtet war, jeden Monat eine bestimmte Menge zu kaufen. 

Fitzsimmons glaubt, dass die Marktteilnehmer das Konzept der Zinskurvensteuerung mitunter missverstehen, und erklärt: „Das Ziel besteht darin, das Tempo der Zinssteigerung zu steuern – und nicht darin, eine Grenze für den Anstieg der Renditen festzulegen“.

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