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Februar 2022 / GLOBAL FIXED INCOME

Warum Fixed Income-Anleger 2022 umdenken sollten

Höhere Zinsen und Volatilität erfordern Flexibilität.

Auf den Punkt gebracht

  • Da sich die Dynamik gerade grundlegend verändert, dürften sich die letzten zehn Jahre für Fixed Income-Anleger kaum als Wegweiser für 2022 eignen.
  • Regierungen und Zentralbanken nehmen ihre Stützung synchron zurück, weshalb wir für 2022 weltweit eine knappere Liquidität sowie höhere Zinsen und Volatilität erwarten.
  • Wir erwarten ein herausforderndes Umfeld, das jedoch hervorragende Kaufgelegenheiten eröffnen könnte. Für Fixed Income-Anleger kommt es jetzt vor allem darauf an, flexibel zu sein.

Den Zins- und Kreditmärkten könnte ein turbulentes Jahr 2022 bevorstehen, da sich die großen Zentralbanken nach mehr als einem Jahrzehnt der Unterstützung aller Wahrscheinlichkeit nach zurückziehen werden. Wie sie dabei vorgehen, dürfte eine sehr viel größere Rolle spielen als sämtliche Wirtschaftsprognosen. Denn die aggressive Lockerung der Zentralbanken hat letztlich wesentlich zu den anhaltend niedrigen Anleiherenditen beigetragen. Der Rückzug der Zentralbanken, die in der Regel preisunempfindliche Käufer sind, könnte schwerwiegende Folgen haben, unter anderem straffere Liquiditätsbedingungen sowie höhere Volatilität und Zinsen.

Der Abzug der Zentralbankliquidität und die Zinserhöhungen in einigen Ländern werden zur gleichen Zeit erfolgen, zu der die Regierungen ihre Finanzhilfen zur Abmilderung der Folgen der Coronapandemie zurückfahren. Diese Kombination dürfte in den meisten Industrieländern für steigende Staatsanleihen-Renditen sorgen. Daher sollten Fixed Income-Anleger einen flexibleren Ansatz verfolgen, die Diversifizierung verstärken und den Schwerpunkt auf ein aktives Durationsmanagement legen.

Bewältigung der Marktherausforderungen im Jahr 2022

Drei wesentliche Risiken und Ansätze zur Risikominderung

Bewältigung der Marktherausforderungen im Jahr 2022

Stand: 31. Dezember 2021.

Quelle: T. Rowe Price.

Risiko #1: Bereiten Sie sich auf die Zinsstraffung vor

Dem erheblichen Anstieg der Inflation im letzten Jahr könnte 2022 ein ebenso erheblicher Anstieg der Anleiherenditen folgen. Einen Vorgeschmack erhielten wir im Herbst 2021, als die polnische Zentralbank aufgrund des steigenden Inflationsdrucks in drei aufeinanderfolgenden Monaten ebenso viele Zinserhöhungen vornahm. Die Rendite für zweijährige Lokalwährungsanleihen des Landes stieg in der Folge binnen drei Monaten um mehr als 250 Basispunkte – bis Ende Dezember auf etwa 3,36 %.

Der Weg aus der Niedrigzins-Ära dürfte holprig werden. Denn nach wie vor herrscht Ungewissheit darüber, in welchem Tempo die Straffung erfolgt und wie viele Notenbanken sich konkret anschließen. Die Europäische Zentralbank beispielsweise scheint sich in diesem Jahr eher zögerlich zu bewegen. Allerdings könnte die Inflation sie zu schnellerem Handeln zwingen, was für die Anleihemärkte wesentliche Folgen hätte. Im Gespräch ist zudem eine Reduzierung der Bilanzsumme. So hat die US-Notenbank (Fed) bereits wissen lassen, dass sie bereits diskutiert, wie sie diesen Prozess zu steuern gedenkt. Sollten mehrere Zentralbanken weltweit beschließen, ihre Bilanz synchron zu verkleinern, könnte dies weitreichende Folgen haben. Denn für ein solches Szenario gibt es an den Anleihemärkten keine Blaupause.

Der Weg aus der Niedrigzins-Ära dürfte holprig werden. Denn nach wie vor herrscht Ungewissheit darüber, in welchem Tempo die Straffung erfolgt und wie viele Notenbanken sich konkret anschließen.

Doch auch wenn das Umfeld schwierig bleiben könnte, wird irgendwann ein Wendepunkt erreicht sein, an dem die Bewertungen an den Rentenmärkten auf ein Niveau gefallen sind, das interessante Einstiegspunkte eröffnet.

Portfolio-Ansatz: Aktives Durationsmanagement wird entscheidend sein

Wir glauben, dass ein aktives Durationsmanagement in einem solchen Umfeld entscheidend sein wird. Denn es ermöglicht den Anlegern, auf unterschiedliche Marktumgebungen und auf Regimewechsel taktisch zu reagieren. Außerdem bietet es Anlegern Flexibilität und Spielraum, um von Preisanomalien und Verwerfungen zu profitieren, die in einem volatilen Umfeld auftreten können.

Ein diversifizierter Ansatz, der die Möglichkeit bietet, weltweit an verschiedenen Märkten zu investieren, kann ebenfalls von Vorteil sein. Ein solcher Ansatz bietet die Möglichkeit, von Szenarien zu profitieren, in denen zwischen den Ländern eine geldpolitische Kluft entsteht. So finden wir derzeit beispielsweise potenziell attraktive Anlagechancen in bestimmten Schwellenländern, in denen die Zentralbanken die Zinsen bereits erhöht haben. Zudem scheinen chinesische Inlandsanleihen interessant, da die Bank of China (BoC) ihre Lockerung fortsetzen dürfte, um das Wachstum zu stützen – ganz im Gegensatz zu den meisten Industrieländern.

Risiko #2: Anleihen sind nicht immun gegen Volatilität

Wir glauben, dass das fundamentale Umfeld für Unternehmensanleihen 2022 weiter intakt bleibt, da die Ausfallquoten weiter sehr niedrig bleiben dürften. Doch dürfte das nicht ausreichen, um die Kreditmärkte vor Volatilität zu bewahren. Denn sie bleiben anfällig für eine mögliche Spreadausweitung durch systematische Risiken. Ein wichtiger Risikofaktor ist unserer Ansicht nach die Erwartung einer nachlassenden Liquiditätsunterstützung, wenn die Zentralbanken ihre Programme zur quantitativen Lockerung (QE) auslaufen lassen – was zu einer Verschärfung der Finanzierungsbedingungen führen dürfte, die wiederum bei risikoempfindlichen Papieren wie Unternehmensanleihen Turbulenzen auslösen kann.

Angesichts der strammen Bewertungen ist zudem der Spielraum geschrumpft, um Zinsschwankungen aufzufangen. Dies ist wichtig, weil Unternehmensanleihen eine Durationskomponente enthalten, durch die sie Änderungen des zugrundeliegenden risikofreien Zinssatzes ausgesetzt sind – ein Risiko, dessen Folgen die Anleger mitunter nicht gänzlich verstehen. In den letzten zehn Jahren hat sich die Duration von Unternehmensanleihen verlängert, sodass die Anleger jetzt möglicherweise viel stärker als in der Vergangenheit Zinsrisiken ausgesetzt sind. Die Duration war in den letzten Jahren zudem wichtiger Treiber der Renditen für Unternehmensanleihen. Das ist bei tendenziell sinkenden Renditen unproblematisch. Da sich das Umfeld jedoch gerade grundlegend verändert und die Zinsen potenziell nach oben gehen, könnten Anleger, die in Unternehmensanleihen investiert sein, Durationsverluste erleiden.

Ähnlich wie an den Zinsmärkten könnten sich jedoch auch an den Kreditmärkten ab einem bestimmten Zeitpunkt hervorragende Einstiegsgelegenheiten eröffnen – so wie im März 2020, als die dramatische Verkaufswelle bei Unternehmensanleihen attraktive Anlagechancen eröffnet hat, um zu günstigen Preisen in einige sorgfältig ausgewählte Titel zu investieren.

Portfolio-Ansatz: Defensive Positionierung und aktives Durationsmanagement

Ein defensiver Ansatz kann in diesem Umfeld gut funktionieren. Häufig werden Absicherungsstrategien eingesetzt, um die Volatilität zu beschränken. Ebenfalls entscheidend kommt es auf ein aktives Durationsmanagement an, da Anleiheportfolios potenziell entsprechenden Risiken ausgesetzt sind.

Risiko #3: Die Aktien-Anleihen-Korrelationen verändern sich

Anleihen gelten typischerweise als diversifizierende Assetklasse, die sich tendenziell gut entwickelt, wenn Risikoassets wie Aktien abverkauft werden. So wurden Staatsanleihen bislang gerne genutzt, um für ein ausgewogenes Portfolio zu sorgen und die Risiken zu senken. Bei dem aktuellen Zinsniveau dürften sich Staatsanleihen zur Diversifizierung jedoch weit weniger eignen als früher.

Außerdem gilt zu bedenken, dass das Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen nicht immer konstant ist. So korrelierten die beiden Assetklassen in den 1990er Jahren über weite Strecken positiv miteinander – was unseres Erachtens 2022 wieder der Fall sein könnte. Die Märkte werden sich mit dem Wegfall der geldpolitischen Unterstützung erheblich verändern, weshalb es plausibel ist, dass sowohl Kreditpapiere als auch die Aktien in diesem Jahr zeitweise abverkauft werden könnten.

Portfolio-Ansatz: Nutzung des gesamten Instrumentariums

Ein breit angelegter Ansatz, der das gesamte Instrumentarium, darunter auch Devisen und Derivate, einsetzt, kann dazu beitragen, die Risiken in einem Portfolio auszugleichen und zu mindern.

Die Vorteile der Dynamic Global Bond-Strategie in volatilen Märkten

Das sich verändernde Marktumfeld bedeutet, dass sich die Anleger nicht mehr auf die seit der globalen Finanzkrise geltenden Anlagekonzepte verlassen und im Jahr 2022 umsteuern sollten. Wir glauben, dass sich unsere benchmarkunabhängige Dynamic Global Bond-Strategie, die auf ein aktives Durationsmanagement ausgerichtet ist, genau für dieses Umfeld besonders eignet. Im Einzelnen bietet die Strategie unserer Meinung nach folgende Vorteile:

Das sich verändernde Marktumfeld bedeutet, dass sich die Anleger nicht mehr auf die seit der globalen Finanzkrise geltenden Anlagekonzepte verlassen (...) sollten.

Flexibilität: Wir haben großen Spielraum, um die Duration aktiv zu steuern, und können sowohl long als auch short gehen. Dadurch sind wir flexibel, um das Portfolio an unterschiedliche Marktzyklen und -umgebungen anzupassen, auch an ein Umfeld mit steigenden Zinsen. So können wir etwa die Gesamtduration des Portfolios bei steigenden Zinsen zur Reduzierung der Verlustpotenziale auf bis zu –1 Jahr senken, beispielsweise durch den Einsatz von Futures auf Festzinspapiere oder Zinsswaps. Andersherum können wir bei fallenden Zinsen die Gesamtduration auf bis zu sechs Jahre anheben, um die Gewinnpotenziale zu maximieren. Wir glauben, dass dieser dynamische und taktische Ansatz für das Durationsmanagement im Jahr 2022 von entscheidender Bedeutung sein wird, da die Zentralbanken ihre Stützung zurücknehmen und die Anleiherenditen voraussichtlich steigen.

Breite Diversifizierung: Wir profitieren von den enormen Kapazitäten einer globalen Researchplattform, mit der wir unsere Investmentideen untermauern. Mit einer Abdeckung von mehr als 80 Ländern, 40 Währungen und 15 Marktsegmenten sind wir dank unserer umfassenden Researchkompetenz in der Lage, Marktineffizienzen zu erkennen und Anlagechancen im gesamten investierbaren Fixed Income-Universum zu ergreifen. Unsere breite Diversifizierung dürfte sich 2022 als vorteilhaft erweisen, da wir dadurch von einer weltweit divergierenden Geldpolitik profitieren können. Da sich die Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen möglicherweise verändern, profitieren wir davon, dass wir in der Lage sind, ein breites Spektrum an Währungen, Anleihen und Marktsegmenten zu analysieren und zu bewerten, um uns diversifiziert aufzustellen.

Volatilitätsmanagement: Unsere Strategie zielt darauf ab, regelmäßige Einnahmen zu erwirtschaften, Abwärtsrisiken zu steuern und eine echte Diversifizierung gegenüber Aktien zu bieten. Um Letzteres zu erreichen, setzen wir fortlaufend defensive Absicherungspositionen ein, darunter Shortpositionen auf Schwellenländerwährungen, Allokationen in Märkten mit defensiven Merkmalen und/oder Long-Volatilitätspositionen über Optionen. Dies verschafft uns die Möglichkeit, in turbulenten Marktphasen von Kursrückgängen bei Risikoassets zu profitieren. Da wir ein volatiles Jahr 2022 erwarten, könnte sich der defensive Ansatz unserer Strategie auszahlen.

In diesem Jahr 2022 erwarten wir eine höhere Marktvolatilität, steigende Zinsen eine knappere Liquidität. In diesem schwierigen Umfeld dürften sich jedoch an den Zins- und Kreditmärkten irgendwann interessante Kaufgelegenheiten eröffnen. Es geht also nicht nur darum, den erwarteten Anstieg der Volatilität zu bewältigen, sondern auch darum, einen potenziellen Wendepunkt zu erkennen. Insgesamt glauben wir, dass wir mit unserem flexiblen Ansatz, der den Schwerpunkt auf ein aktives Durationsmanagement und defensive Absicherungen zur Diversifizierung gegenüber Risikoassets legt, gut für dieses Umfeld aufgestellt sind.

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Mark Vaselkiv Chief Investment Officer, Fixed Income