November 2023 / INVESTMENT INSIGHTS
Kann ein aktiver All-Cap-Ansatz beständigen Mehrwert generieren?
Und das ohne wesentliche Erhöhung des Risikos?
Auf den Punkt gebracht
- Aktives Management wird mitunter mit dem Argument kritisiert, dass es vielen Strategien schwerfällt, unter sich ändernden Marktbedingungen ein beständiges Alpha zu generieren.
- Wir untersuchen, ob sich durch eine aktive Titelauswahl mit der Möglichkeit, flexibel in Unternehmen aller Marktkapitalisierungen zu investieren, im Laufe der Zeit eine kontinuierliche Performancesteigerung erzielen lässt.
- Besonders wichtig ist dabei die Frage, ob sich dieses Ziel eines beständigen Mehrwerts erreichen lässt, ohne ein wesentliches zusätzliches Risiko einzugehen.
Dass sich die Finanzmärkte ständig verändern, da sie kontinuierlich durch neue Informationen und sich rasch wandelnde Entwicklungen beeinflusst werden, zählt beim Investieren zu den Binsenweisheiten. Tatsächlich wird aktives Management mitunter mit dem Argument kritisiert, dass es vielen Strategien schwerfällt, in unterschiedlichen Marktumgebungen ein beständiges Alpha zu generieren. Vor diesem Hintergrund untersuchen wir, was es bedeutet, als aktiver Manager mit starken Überzeugungen zu agieren und ob es mit einer auf Fundamentaldaten basierenden Titelauswahl im gesamten Spektrum an Marktkapitalisierungen möglich ist, unter unterschiedlichen Markt- und Wirtschaftsbedingungen ein beständiges Alpha zu erzielen.
All‑Cap-Ansatz bietet ein umfangreiches Chancenspektrum
Nach einem ausgeprägten Aufwärtstrend, der mehr als zehn Jahre lang anhielt, hat sich der US-Aktienmarkt in den letzten zwei Jahren als wesentlich volatiler und unsicherer erwiesen. In einem solchen Umfeld kann eine aktiv verwaltete All-Cap-Strategie von Vorteil sein: Sie bietet ein umfangreiches Chancenspektrum für die Suche nach hochwertigen, gut geführten Unternehmen, die Alpha generieren können.
Die erfolgreiche Bewältigung unterschiedlicher Marktbedingungen ist genau das, was eine All-Cap-Strategie leisten soll. Über die bekannten und in den Portfolios der Anleger stark vertretenen Unternehmen hinaus ermöglicht sie eine flexible Anlage in Unternehmen jeder Größe und im gesamten Spektrum an Anlagestilen, von wachstumsstarken Aktien bis hin zu den extrem niedrig bewerteten Titeln des Deep-Value-Segments. Die Fähigkeit, sich rasch an neue Konjunkturzyklen und sich verändernde Marktentwicklungen anzupassen, ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, den Anlegern im Laufe der Zeit eine beständigere Performance zu bieten.
Unter verschiedenen Marktbedingungen Alpha erzielen
Die US All‑Cap Opportunities Equity Strategy von T. Rowe Price will dieses Ziel erreichen, indem sie unter unterschiedlichen Marktbedingungen Alpha erzielt. Um diese Möglichkeit einer flexiblen Anlage in Unternehmen jeder Größe in vollem Umfang zu nutzen, wendet der Portfoliomanager ein besonderes Verfahren der Aktienauswahl an, das sich auf vier wesentliche Säulen stützt: die Qualität des Unternehmens, die Gewinnerwartungen im Vergleich zum Gesamtmarkt, die Frage, ob sich die Fundamentaldaten des Unternehmens verbessern oder verschlechtern, und die Bewertung. Diese vier Aspekte sind vielschichtig und deuten selten in dieselbe Richtung. Sie sind eher als flexibler Rahmen gedacht, der sicherstellen soll, dass eine Vielzahl von Ideen berücksichtigt wird.
Dieser Rahmen ist ein wesentliches Instrument zum Filtern des potenziellen Anlageuniversums und trägt dazu bei, dass bei Entscheidungen zur Titelauswahl eine grundlegende Erkenntnis stets beachtet wird: Auf kurze bis mittlere Sicht sind die Aktienkurse letztlich von der Entwicklung von Angebot und Nachfrage abhängig. Wenn die Gründe für den Kauf einer Aktie an Bedeutung gewinnen (d. h. wenn die Nachfrage nach der Aktie steigt), während es weniger Gründe gibt, die Aktie zu verkaufen (d. h. sie wieder am Markt anzubieten), muss der Aktienkurs zu einem höheren Gleichgewichtspunkt finden.
Die von der Strategie angestrebte, beständig gute Performance ergibt sich letztlich aus der Tatsache, dass sich der Mechanismus von Angebot und Nachfrage auf jedes Marktumfeld anwenden lässt. Dies trägt dazu bei, ein überhöhtes Engagement in Growth- oder Value-Anlagestilen oder in bestimmten Sektoren zu vermeiden. Indem wir die Ausrichtung auf bestimmte Anlagestile/Sektoren auf ein Minimum begrenzen, um die potenziellen Folgen wesentlicher negativer Ereignisse zu vermeiden, können wir besser gewährleisten, dass die aktive Titelauswahl im gesamten Spektrum an Marktkapitalisierungen im Laufe der Zeit die wesentliche Triebkraft für die Performance bleibt.
Die Analyse der 1-Jahres-Performanceattribution des repräsentativen Portfolios der US All‑Cap Opportunities Equity Strategy (Abb. 1) liefert folgende Erkenntnisse:
(1) Der positive Effekt der Titelauswahl war für fast 100% der Outperformance des Portfolios gegenüber der Benchmark verantwortlich;
(2) das Portfolio wies ein breites Engagement in zehn der elf Marktsektoren auf (im Versorgungssektor lag das Engagement bei null oder nahezu null); und
(3) das Portfolio verzeichnete einen positiven Effekt der Titelauswahl in sechs dieser zehn Sektoren und erreichte dies durch ein breit gestreutes Engagement in wachstumsstarken Sektoren (Informationstechnologie), zyklischen Sektoren (Industrie und Unternehmensdienstleistungen, Finanzwerte und Energie) sowie defensiven Sektoren (Gesundheit). Über längere Zeiträume zeigt sich weitgehend dieselbe Entwicklung.
Titelselektion war für Portfoliorenditen ausschlaggebend
Abb. 1: Attributionsanalyse für ein repräsentatives US All-Cap Opportunities Equity-Portfolio von T. Rowe Price im Vergleich zum Russell 3000 Index
Outperformance muss keine Erhöhung des Risikos bedeuten
Abb. 2: Risiko-Rendite-Analyse: T. Rowe Price US All‑Cap Opportunities Equity Composite vs. zugewiesene Benchmark
Besonders überzeugend sind diese Ergebnisse aufgrund der Tatsache, dass die Strategie eine solide Outperformance erzielt hat, ohne ein überhöhtes Risiko im Vergleich zur Benchmark einzugehen. Eine gängige Methode zur Ermittlung des Portfoliorisikos ist beispielsweise die Standardabweichung, ein Maß für die Volatilität oder Streuung der Preise von Vermögenswerten im Vergleich zum Index. Nach vernünftigem Ermessen wäre zu erwarten, dass eine Outperformance gegenüber dem Index eine Erhöhung des Risikos erfordert, was zu einer höheren Standardabweichung führt. Doch wie Abbildung 2 zeigt, muss dies nicht der Fall sein. Im Fünfjahreszeitraum bis zum 30. September 2023 erzielte der US All-Cap Opportunities Equity Composite eine durchschnittliche jährliche Outperformance von 215 Basispunkten, und das bei einem im Vergleich zur zugewiesenen Benchmark nur geringfügig höheren Risiko (0,01% Standardabweichung).
Die erfolgreiche Bewältigung veränderlicher Marktbedingungen in jüngster Zeit stimmt besonders zuversichtlich, denn genau das will eine auf Anlagechancen in allen Marktkapitalisierungssegmenten ausgerichtete Strategie erreichen: ein dynamisches Engagement, um unabhängig vom jeweiligen Marktumfeld Alpha für die Anleger zu generieren.
Alpha-Generierung ohne überhöhtes Risiko
Die Risiken für den kurzfristigen Markt- und Konjunkturausblick in den USA sind nach wie vor erheblich. Daher bleiben wir vorsichtig positioniert, zumal das Risiko-Rendite-Profil des US-Aktienmarkts derzeit kaum Anreize bietet, zusätzliche Risiken einzugehen. Wir sind überzeugt, dass eine gute Titelauswahl für die Erzielung einer Outperformance in nächster Zeit von entscheidender Bedeutung ist, da die Bewertung und die fundamentalen Stärken von Unternehmen wieder stark in den Fokus rücken. In diesem Umfeld werden die Vorteile einer aktiven Titelauswahl deutlich. Aufgrund der Größe des US-Aktienmarkts können Anleger mit einem All-Cap-Ansatz zudem ein breites Chancenspektrum ausschöpfen, indem sie ihre Investments über alle Marktkapitalisierungssegmente und über verschiedene Anlagestile, Sektoren und Branchen hinweg diversifizieren. Letztlich ist es möglich, ohne überhöhte kurzfristige Risiken im Vergleich zur Benchmark ein beständiges Alpha zu erzielen. Doch die Voraussetzung dafür bilden unseres Erachtens eine von starken Überzeugungen getragene Titelauswahl, flexible Anlagemöglichkeiten im gesamten Marktspektrum und ein grundlegendes Verständnis des inneren Werts von Unternehmen.
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