Globaler Marktausblick zur Jahresmitte 2024
Globale Leitzinsen
Abgesehen von Japan, wo die Zentralbank einen Sonderkurs verfolgt, ist die Geldpolitik sämtlicher Industrieländer-Zentralbanken derzeit recht straff. Sie werden alles tun um zu vermeiden, dass ihre Volkswirtschaften in eine Rezession abrutschen. Daher könnten sie Zinssenkungen vornehmen, ohne von ihrer straffen Politik abzurücken. Sofern die Inflationsdaten es zulassen, dürften sie jedoch proaktiv ihre Geldpolitik lockern. Denn wenn sie warten, bis die Konjunktur einbricht, bevor sie die Zinsen senken, werden sie weit hinter der Kurve zurückbleiben. Denn letztlich wird der Weg zurück zur Neutralität ein langer sein.[1]
Anhaltendes Lohnwachstum dürfte für Zurückhaltung der EZB bei der Lockerung sorgen
Abbildung 3: Die Wirtschaft der Eurozone könnte für eine abrupte Abkühlung am Arbeitsmarkt anfällig sein
Stand: 24. Mai 2024.
Quellen: EZB, Europäische Kommission.
Stand: 24. Mai 2024.
Quellen: Europäische Kommission, Eurostat.
In der Eurozone ist die Inflation stark genug zurückgegangen, dass die EZB im Juni eine erste Zinssenkung vornehmen konnte. Die europäischen Währungshüter sind der Meinung, dass die Unternehmen in der Eurozone in den letzten 12 Monaten Arbeitskräfte gehortet haben, was die Wirtschaft der Region anfällig macht für einen abrupten Abschwung auf dem Arbeitsmarkt, wenn die Gewinnmargen der Unternehmen angesichts der schwächeren Endnachfrage unter Druck geraten.
Die entscheidende Frage lautet, wann die EZB ihre Geldpolitik abermals lockert – und wie stark sie die Zinsen weiter senkt. Während die Märkte ihre Erwartungen an die Zahl der Zinssenkungen stetig nach unten geschraubt haben, glauben wir, dass die EZB bis Jahresende 2024 zwei Zinssenkungen vornehmen wird – möglicherweise aber auch nur eine oder sogar drei.
Es bestand Hoffnung, dass die BoE dem Beispiel der EZB folgen und die Zinsen im Juni ebenfalls senken würde. Wir glauben jedoch, dass sie damit noch etwas warten wird. Da erste Anzeichen eine Erholung der britischen Wirtschaft erwarten lassen, dürfte die BoE keine übermäßige Eile haben, die Zinsen zu senken, sondern bis Herbst abwarten.
Auch Japan kämpft mit der Inflation – allerdings eher mit deren Ausbleiben und nicht deren Beschleunigung. Nachdem die japanische Zentralbank (BoJ) Anfang 2024 endlich von ihrer Niedrigzinspolitik abgerückt ist, erwarten wir, dass sie die Straffung schrittweise fortsetzt und dabei expansiv genug vorgeht, damit der Markt ihre Bemühungen zur Ankurbelung der Inflation nicht zunichtemacht. Durch eine Straffung würde die BoJ auch den Yen stützen, der 2024 gegenüber anderen wichtigen Währungen auf ein so niedriges Niveau gefallen ist wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr.
1 Der neutrale Zins ist der Zinssatz, der das Wachstum weder antreibt noch bremst.
How central bank policy could impact your portfolio
Reaccelerating inflation to make central banks walk tightrope
US stocks face a broadening, not a rotation
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