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September 2023 / INVESTMENT INSIGHTS

Bereiten Sie sich auf die Welle des Nachhaltigkeitskapitals vor

Sie könnte eine ebenso große Tragweite haben wie die industrielle Revolution

Auf den Punkt gebracht

  • An den Kapitalmärkten baut sich eine neue Welle auf, und viele Länder versuchen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und die Folgen des Klimawandels abzumildern.
  • Die Unternehmen erkennen, dass sie durch einen geringeren Kohlenstoffverbrauch ihre Kosten senken, Risiken steuern und höhere Erträge erzielen können.
  • Unseres Erachtens werden sich Chancen bieten, mit Unternehmen, die auf Technologien und Lösungen für eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energiequellen setzen, attraktive, beständige Erträge zu erwirtschaften.

Länger andauernde Zyklen gab es in den letzten 250 Jahren immer wieder an den Märkten und boten den Anlegern die Möglichkeit, von größeren Kapitalwellen zu profitieren. Die Industrialisierung, die Globalisierung, die technologische Innovation und der demografische Wandel haben allesamt zur Entstehung längerer Investitionsphasen geführt, die letzten Endes die Gesellschaft transformierten. Die weltweiten Bemühungen zur Senkung der CO2-Emissionen könnten unseres Erachtens erneut eine solche Welle mit ähnlich weitreichenden Folgen auslösen.

Die Welt steht vor einer enormen Umweltherausforderung

(Abb. 1) Die CO2-Emissionen sind seit dem 2. Weltkrieg stark gestiegen

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 Stand: 31. Dezember 2020.

Quelle: Our World in Data, Global Carbon Budget (2022).

Die Herausforderung ist gewaltig. Nach Angaben des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) müssen die Emissionen von Treibhausgasen (von denen CO2 rund 75% ausmacht) in den nächsten acht Jahren um etwa 50% reduziert werden, um das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, noch erreichen zu können. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge wird für den weltweiten Energiesektor das Ziel, bis zum Jahr 2050 Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen, Kosten von rund USD 3 Bio. jährlich mit sich bringen.

Unseres Erachtens baut sich an den Kapitalmärkten eine neue Welle auf, und die Länder versuchen, ihre CO2-Emissionen zu verringern und die Folgen des Klimawandels abzumildern. Bei dieser Welle wird Kapital dafür eingesetzt, im Rahmen des längerfristigen Übergangs zu erneuerbaren Energien den Kohlenstoffverbrauch zu senken. Es gibt kaum schnelle Lösungen, und die Unternehmens- und Staatshaushalte stehen angesichts des Inflationsschubs und anderer Herausforderungen nach der Pandemie zweifellos unter Druck. Dennoch glauben wir, dass diese Welle in den nächsten Jahren weiter an Wucht gewinnen wird, wenn die Folgen des Klimawandels die Gesellschaften weiterhin auf unzählige Arten treffen. Geduldigen Anlegerinnen und Anlegern werden sich unserer Ansicht nach Chancen bieten, mit Unternehmen, die auf Technologien und Lösungen für eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energiequellen setzen, attraktive, beständige Erträge zu erwirtschaften.

Das Finanzwesen wird ein wichtiger Wegbereiter sein

Entscheidend ist, dass diese Chancen nicht von weiteren politischen Fortschritten im Kampf gegen den Klimawandel abhängig sind. Politische Maßnahmen wie der Inflation Reduction Act in den USA und der Green Deal der EU sind zwar sehr wichtig und sollten langfristig zu Investitionen in Billionenhöhe führen. Das Vorgehen der Politik gegen den Klimawandel ist jedoch im Allgemeinen lückenhaft gewesen und hat in den letzten Jahren für viele düstere Schlagzeilen gesorgt. Da ein weltweit koordiniertes Handeln zum Schutz des Klimas bekanntlich schwer erreichbar ist, sind weitere Enttäuschungen nicht auszuschließen.

... die Unternehmen stellen zunehmend fest, dass nachhaltige Praktiken eine günstige Wirkung auf ihre Gewinnentwicklung haben.

Anders als die Politik geht der private Sektor mit innovativen Ideen und Lösungen zur Emissionsminderung und zur Förderung der Nachhaltigkeit voran. Während solche Anstrengungen in der Vergangenheit möglicherweise eher wegen der öffentlichen Wirkung oder steuerlicher Anreize unternommen wurden, stellen die Unternehmen zunehmend fest, dass nachhaltige Praktiken eine günstige Wirkung auf ihre Gewinnentwicklung haben. Bei einer weltweiten Studie mit 500 Unternehmen, die das japanische Telekommunikationsunternehmen NTT letztes Jahr veröffentlichte, gaben 44% der befragten Unternehmen an, dass sich ihre Rentabilität durch die stärkere Fokussierung auf Nachhaltigkeit verbessert habe. Dem Bericht zufolge betrachten die Unternehmen Nachhaltigkeitsprogramme nun als unumgänglich, um bessere Finanzergebnisse und positive soziale Veränderungen zu erzielen.

Einer Studie von Ernst & Young, ebenfalls letztes Jahr veröffentlicht, ist zu entnehmen: „Sachgemäß gewartete und instandgehaltene Ausrüstung arbeitet effizienter und verursacht weniger Abfall. Unternehmen, die nachhaltig arbeiten, senken nicht nur ihre Kosten, sondern verbessern auch ihre Beziehungen zu Verbrauchern und erzielen mehr Wachstum.“

„Letzten Endes werden Unternehmen, die ihre Kosten durch eine nachhaltigere Produktion und Geschäftstätigkeit reduzieren, nicht nur überleben, sondern sowohl ihren Umsatz besonders stark steigern als auch ihren Gewinn enorm verbessern“, so der Bericht weiter.

Dies ist ein wesentlicher Faktor bei der Nachhaltigkeitswelle. Wenn Nachhaltigkeit als ein Faktor betrachtet wird, der Gewinnsteigerungen im Wege steht, werden die Unternehmen immer nur in einem begrenzten Maße bereit sein, sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen. Wird sie jedoch als effektivere Möglichkeit angesehen, Geld zu verdienen, wird diese Einsatzbereitschaft wahrscheinlich unerschütterlich sein. Wie die Berichte von NTT und Ernst & Young andeuten, erkennen nach und nach immer mehr Unternehmen, dass sich Klimaschutz und höhere Erträge nicht zwangsläufig gegenseitig ausschließen.

Ein gutes Beispiel sind Heiz-, Belüftungs- und Klimaanlagen (HVAC) sowie Kühlsysteme. Die CO2-Emissionen aus dem Betrieb von Gebäuden sind in den letzten Jahren gestiegen, vor allem aufgrund der stärkeren Nutzung von Heiz- und Kühlanlagen. Unternehmen, die Systeme entwickeln, die Gewerbe- und Wohngebäude sowie Kühltransporte energieeffizienter machen, helfen Gebäudeeignern und Transporteuren, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Zwar müssen alle Hersteller von HVAC-Anlagen bestimmte Umweltauflagen erfüllen, doch einige entwickeln Technologien, die deutlich energieeffizienter sind als gefordert. Bei diesen Technologien können die Anlaufkosten zwar höher sein, doch Unternehmen, die darin investieren, werden möglicherweise feststellen, dass die deutlich niedrigeren Energiekosten dies langfristig mehr als kompensieren.

Falls sich der Klimawandel, wie erwartet, in den nächsten Jahren verstärkt, wird der Bedarf nach solchen Technologien zwangsläufig wachsen.

„Wegbereiter für mehr Nachhaltigkeit“ als Motoren des Wandels

Hersteller von HVAC-Anlagen sind „Wegbereiter für mehr Nachhaltigkeit“ – d. h. Unternehmen, die unmittelbar an der Herstellung von Produkten oder der Bereitstellung von Lösungen beteiligt sind, mit denen andere Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck verkleinern können. Die offensichtlichsten Beispiele für „Wegbereiter für mehr Nachhaltigkeit“ – die zudem die größte Aufmerksamkeit verdienen – sind Unternehmen, die entweder Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien wie Windkraft- oder Solaranlagen herstellen, oder Versorger, die massiv in erneuerbare Energien investieren. Doch es bieten sich noch weit mehr und weiterreichende Chancen.

Hersteller von HVAC-Anlagen sind „Wegbereiter für mehr Nachhaltigkeit“....

Vermieter von Ausrüstung sind ein weiteres gutes Beispiel für solche Wegbereiter für mehr Nachhaltigkeit. Viele Unternehmen haben gelegentlich Bedarf für teure Ausrüstung wie Nutzfahrzeuge, Reinigungswerkzeuge, Beleuchtungssysteme oder mobile Gebäude. Aus Kostengründen ist es für diese Unternehmen unter Umständen nicht sinnvoll, solche Ausrüstung zu kaufen, weil sie die meiste Zeit ungenutzt bleibt. Deshalb mieten viele von ihnen sie lieber.

In den letzten Jahren sind auf dem Markt für Mietausrüstung zunehmend qualitativ höherwertige, energieeffizientere Produkte erhältlich, die zuvor nicht gemietet werden konnten. Aufgrund dieser größeren Auswahl entscheiden zahlreiche Unternehmen für sich, dass eine Kurzzeitmiete hochwertiger Ausrüstung langfristig Kosten spart. Auf die Entscheidung, ob gemietet oder gekauft werden soll, hat zwar stets auch das jeweilige Zinsniveau Einfluss. Doch die Belege mehren sich, dass sich Unternehmen verstärkt für die Miete von Ausrüstung entscheiden, weil dies aus geschäftlicher Sicht für sie sinnvoller ist.

Es ist auch besser für die Umwelt, weil bei der Herstellung eines Industriestaubsaugers, der 90% der Zeit vermietet wird, weniger CO2-Emissionen  entstehen als bei der Herstellung von zehn Geräten, die die meiste Zeit gar nicht genutzt werden.

Hersteller von Druckluftkompressoren sind ein weiteres Beispiel für Wegbereiter für mehr Nachhaltigkeit. Druckluftkompressoren werden für eine Vielzahl von industriellen elektrischen Werkzeugen verwendet, die in der Produktion zum Einsatz kommen. In den letzten Jahren haben die Kompressorhersteller als Reaktion auf strengere Vorgaben in Bezug auf Emissionen und die Luftqualität immer energieeffizientere Produkte entwickelt. Infolge der gestiegenen Energiepreise werden auch diese energieeffizienzten Kompressoren stärker nachgefragt, weil Unternehmen versuchen, sowohl ihren CO2-Fußabdruck zu verkleinern als auch ihre Energiekosten zu drücken. Die Innovationen auf dem Markt für Druckluftkompressoren helfen daher den Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und ihre Kosten zu senken.

In die Nachhaltigkeitsrevolution investieren

Die Gesamtsumme an Mitteln, die weltweit in Bemühungen zur Förderung der Nachhaltigkeit fließen, dürfte in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter steigen. Regierungen spielen eine sehr wichtige Rolle bei der Förderung der Nachhaltigkeit und der Erleichterung der Prozesse, die notwendig sind, um den Kohlenstoffverbrauch in aller Welt zu reduzieren. Gleichzeitig erkennen die Unternehmen immer mehr, dass Bemühungen zur Verringerung ihres Kohlenstoffverbrauchs nicht nur für ihre zahlreichen Anspruchsgruppen gut sind, sondern ihnen auch helfen, ihre Kosten zu senken, Risiken zu steuern, Chancen zu entdecken und attraktive Erträge zu erzielen.

Die Nachhaltigkeitswelle könnte unseres Erachtens eine ebenso große Tragweite und genauso große Auswirkungen auf die Gesellschaft haben wie zuvor bereits die industrielle und die technologische Revolution. Billionen von US-Dollar werden über Jahrzehnte hinweg investiert werden, und die Welt wird enorme Veränderungen umsetzen, die notwendig sind, um CO2-Emissionen zu verhindern und auf erneuerbare Energiequellen umzustellen. Anleger, die die größten Nutznießer dieses Prozesses erkennen, können dabei auf Unternehmen stoßen, die auf lange Sicht hohe Erträge erbringen können.

 

 

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